Tag als Essgestörte
Die meisten denken eine Essstörung sei nicht so schlimm. Sprüche wie " ess doch einfach Kind" sind Alltag. Ich beschreibe einmal meinen Alltag wie er wirklich ist.
Der Tag beginnt eigentlich schon am Abend. Man überlegt was man am nächsten Tag essen kann und wie viel, wie viel man wiegen sollte und wie viel Sport man machen muss um abzunehmen bzw. nicht zu zunehmen. Hat man alles erledigt? Zimmer ordentlich, Hausaufgaben, gelernt? Alles akkurat in Listen, jeder Schritt muss geplant sein, damit ein Fressanfall keine Chance hat. Alles erledigt? Okay, ab ins Bett. Neben meinem Bett liegen Stift und Papier, so kann ich all meine Gedanken, welche mir wichtig erscheinen aufschreiben damit ich sie am nächsten Tag abarbeiten kann. Nun liegt man im Bett, die Gedanken werden stärker und stärker. Die Stimme die den ganzen Tag im Hinterkopf ist nimmt dich völlig ein. Du bist nicht mehr du. Du denkst an Essen, an das was du heute und die letzten Tage gegessen hast, bekommst Panik .dem morgigen Tag und vor der Waage Sie ist unberechenbar.. Du liegst stundenlang wach und hörst dir selber zu wie du dich verspottest und hasst. Der Druck zur Klinge zugreifen ist groß, meistens schaffst du es durchzuhalten. Ab und zu weinst du dich in den Schlaf, völlig erschöpft und Auswegs los. Wenn du schläfst ist es nicht vorbei. Du träumst von Fressanfällen, die sich anfühlen als seien sie in Wirklichkeit da. Manchmal träumst du von der Klinik und wieder andere Male träumst du, du seist schwanger, dabei umklammerst du deinen Bauch ganz feste und spürst das Fett bzw. die Knochen an deinen Händen. Nach einer wiedermal halb schlaflosen Nacht stehst du auf, es ist 6.00 dein Bus kommt um 7.10. Eine Stunde, in der du dich zusammenreißen musst. Wie jedes Mal spielst du mit dem Gedanken zuhause zu bleiben und einfach den ganzen Tag zu schlafen. In diesen Situationen kommt einem die Stimme manchmal ganz gelegen, welche sagt " du fette Kuh, nicht mal zur Schule kannst du, willst du lieber hier im Bett liegen und fetter werden? Was rede ich überhaupt noch mit dir, Schwing deinen fetten Arsch aus dem Bett und tu was für deine Noten..!" 15 Minuten später steht man im Badezimmer unter der Dusche. Die Spiegeltüre gegenüber von dir hast du so ausgerichtet, dass du jede Bewegung betrachten kannst. Du bist angeekelt von deinem Anblick. Weitere 5 Minuten später bist du fertig. Kleidung hast du am Vorabend schon rausgelegt, sowie deine Schultasche schon gepackt ist. Du gehst mit Handtuch, abgetrocknet ins Zimmer und stellst dich vor deinen ganz Körper Spiegel. Da stehst du nun. betrachtest deine Beine, wie viel fehlt noch? Wann ist die Lücke sichtbarer? Wie viele Hände benötige ich um mein Bein zu umfassen? Weiter zur hüfte, Stehen die Knochen raus? Ist der Bauch flacher als gestern? Das ganze Specktakel nimmt weitere 10 Minuten ein. Mit deinen Klamotten gehst du ins Elternbadezimmer, dort steht die Waage. 62,2 Kg.. Zwar abgenommen, aber trotzdem du bist enttäuscht von dir, wie konnte das überhaupt passieren? Egal, man freut sich kurz über den Fortschritt in sein altes Leben zurück. Zieht sich an, schminkt sich. stellt fest, dass es kurz vor sieben ist. Beeilung. Einen Apfel erst in vier Stücke, dann jedes Viertel in sieben kleine Stücke. Kaffee runterschlucken mit etwas Milch. Möhre nehmen, essen. Ein Alibi Brot schmieren. Zwei Knäckebrote für den Notfall. Zur Bushaltestelle laufen, da man wiedermal zu spät ist. Im Bus angekommen, lächeln, lächeln, lächeln. Man ist noch nicht wach, die Stimme ist noch zu sehr in dir, sie versteckt sich heute nicht. Schade. Du redest mit deinen Freundinnen, erzählst den neusten Tratsch, alle mögen dich. Trotzdem bist du misstrauisch. Irgendwann reden sie über das was du in einem neben Satz eingeworfen hast. Dein Plan geht auf, du schwirrst ab, bemerkst gar nicht, dass du nicht mehr zuhörst. Erst als es heißt "ey, komm wir müssen raus! " stellst du fest, dass ihr angekommen seit ohne nur irgendetwas im Gedächtnis behalten zu haben. Du standst, das verbraucht mehr Kalorien. In der Schule, fleißig mit schreiben, aufzeigen. Die anderen kaum wahrnehmen. Auf Schmierpapier schreibst du auf was du noch isst, wie dein Gewichtverlauf auszusehen hat usw. alles heimlich in deiner Welt. Die Konzentraition lässt nach. In den Pausen, rauchst du und lachst mit den anderen, die Stimme tobt in deinem Kopf, gibt keine Ruhe. Dir bietet jemand was zu essen an, aus Reflex sagst du "nein, danke ich hab schon" Deine Freunde werden stutzig sagen, es seie 15 Uhr und sie haben dich noch nicht essen gesehen. Du denkst an deinen Apfel und die Stimme in deinem Kopf, du nimmst die mini Stückchen und lachst. Sagst nebenbei "ups hab ich etwas vergessen, scheine keinen Hunger gehabt zu haben." Dein Magen knurrt und macht seltsame Geräusche, er ist nichts mehr gewohnt. Peinlich berührt redest und gestikulierst du wild um davon abzulenken. Deine Freunde? Sie gucken besorgt und sauer. Manchmal kommt es vor, dass sie fragen ob wir essen gehen sollen am nächsten Tag, nach der Schule. Dein Standard Spruch rutscht dir raus "Ne, Leute danke ich hab schon gegessen." Du wirst rot und bemerkst, dass du aufgeflogen bist.. Ab und zu kommt es vor, dass du sagst "Ne danke, ich habe gestern schon gegessen." Dir fällt so etwas schon nicht mehr auf. Deine Freunde denken mittlerweile du verarschst sie komplett. Naja. Egal. In der Cafeteria riecht es nach essen, du liebst diesen Geruch und würdest dir am liebsten alles kaufen. Manchmal tust du es. Das Gefühl danach ist umso schlimmer..
Endlich Schule aus. Du hast genug Hausaufgaben für die nächste Woche. Du freust dich für einen kurzen Moment auf zu hause, doch dann kommt die Panik wieder in dir hoch. Was wenn ich einen Fressanfall habe und nicht erbrechen kann? Was ist wenn ich es nicht schaffe? Wenn ich nicht fertig werde? Bitte lass mich den Plan einhalten, Bitte lass es mich schaffen! Schwindelig und schlecht gehst du nach hause. Dort erwartet dich ein Kühlschrank, ein leeres Haus und Mamas gekochtes. Scheiße, das Haus ist leer. Perfekte Zeit für einen Fressanfall. Scheiße, dabei wollte ich doch heute.. Du verlierst die Kontrolle stopfst alles in dich rein, läufst ins Bad. Musik an. Wasser an. Klodeckel hoch. Kotzen. Drei Finger. Zitternd und schwach zusammen brechen. Fertig. dir fällt ein, dass du deine Tasche unten liegen lassen hast. Panik. Du gehst runter, mit der Gefahr im Nacken erneut eine FA zu erleiden. Zu spät du siehst dich wieder essen. Auf dem Boden alles Mögliche auf Brote schmieren, in der einen Hand Brot in der anderen Kartoffeln. Zum Schluss erst Schokolade, diese wird nämlich schneller aufgenommen. Die Küche sieht aus wie ein Schlachtfeld. das ganze wiederholt sich ab 2-3 Mal bis du so fertig bist, dass du nicht mal essen kannst. Du räumst die Küche auf. Gehst in dein Zimmer und schaffst deine Hausaufgaben nicht mehr. Plan schief gegangen. An guten Tagen hältst du den Plan ein. Machst dir eine Tomatensuppe, machst eine Stunde Hausaufgaben, gehst Joggen, lernst weiter. Alles mit den Gedanken in deinem KOpf