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Bulimie, Rückfall?

Veröffentlicht am von flying Jane

Ich bin nun seit etwas mehr als 1 1/2 Jahren aus der Klinik raus. Danach ging es mir anfangs nicht so gut, ich hatte starke Depressionen. Mir diesen Depressionen kam dann auch die Gewichtsabnahme. Eigentlich plante ich noch während meiner Klink Zeit meinen nächsten Gewichtsverlauf. Ich stellte mir vor, dass ich innerhalb der nächsten 6 Monate wieder auf mein Einweisungsgewicht (48 kg) zurück sein würde. Der Plan ging nicht ganz so auf wie ich es mir vorstellte. Die Kontrollen danach waren fast schlimmer als in der Klinik. Es herrschte ein ständiger Druck wieder eingewiesen zu werden. Darauf hatte ich allerdings keine Lust. nach ung. 3 Monaten hatte ich es jedoch endgültig satt und fing an immer weniger zu essen. Mein Gewicht ging schneller denn je abwärts, was mich natürlich freute. Jedoch musste ich jede Woche zum Wiegen in die Ambulanz, dies erschwerte die Abnahme enorm. Irgendwann befand ich mich auf meinem eigentlichen "wiederaufnahme Gewicht", welches 52,5 Kg betrug (abnahme 4 Kg). Ich musste also trinken. Ich trank von dem Tag an jedes Mal mindestens 2 Liter dazu. Das funktionierte leider nicht durchgehend, denn um so mehr ich abnahm umso mehr musste ich trinken. Leider schafft man es nicht, mit einem Magen, der eh schon kleiner ist als normal, mehr als 3 Liter in 30 min zu trinken.. Also flog ich irgendwann auf. Sie sagten wenn ich es nicht alleine schaffe muss ich zurück. Das war das Letzte was ich wollte. Zu dem Zeitpunkt erbrach ich relativ selten, höchstens einmal die Woche. Ich nahm also wieder zu, es ging schnell und es war unkontrolliert. Meine Stimmung war gut, dank kleinen Pillen, ich bemerkte jedoch, dass es mir eigentlich nicht gut ging, dass mir die unkontrollierte, rasante Zunahme über den Kopf wuchs und, dass ich es nicht ertragen konnte mich so schnell fetter und fetter werden zu sehen. Anstatt wieder anzufangen zu hungern fing ich an mich wieder zu übergeben. Die Fressanfälle wurden mehr und mehr, proportional zum Erbrechen. Ich hungerte wieder, bzw. ich aß nicht mehr als 600 kcal. Im Gegenzug dazu bekam ich noch mehr Fressanfälle, was meinem Gewicht nicht gerade geholfen hat sich einzupendeln. Die Klinik wusste nicht mehr weiter, sie konnten/können mir nicht helfen. Mein Gewicht stoppte auf 66 Kg. Ein Albtraum. Ich hätte nie gedacht, dass ich überhaupt die "6" vorne auf der Waage sehen würde, doch das traf leider irgendwann ein. Ich nahm Schlaftabletten meines Vaters, da er an Burn-out leidet sind diese extrem stark, alles heimlich. Ich nahm Vomex, Reisegold, Paracetamol, Aspirin, Ibos alles. Ich mixte mir die schlimmsten Cocktails, verbrachte Tage zuhause im Bett, sagte ich sei Krank, bekam noch mehr Tabletten und fraß und kotze stunden Lang, öfter und öfter. Täglich mehrere Male hintereinander. Immer der gleiche Ablauf. Abends planen wann morgens alle weg sind, zu dröhnen mit einem Cocktail aus allen möglichen Mitteln, in einer Dosis, die nicht tödlich sein konnte, jedoch ausreichte um dich außer Gefecht zusetzen, zur geplanten Zeit aufstehen, Fressanfall kam dann eh von alleine, voll stopfen bis man nicht mehr richtig gehen konnte, zum Klo schleppen. Hoffen, dass man es noch rechtzeitig schafft, bevor der Magen sich von selber entleert oder man einfach kraftlos zusammenbricht. Die Toilette, das Ziel, erreichen. Musik an. Dusche an. Erbrechen bis nur noch Magensäure raus kommt und man kraftlos, zitternd und weinend wie ein kleines Kind in Embryostellung sich auf dem Boden vor und zurück wiegt. In der Hoffnung, dass alles draußen ist, bemerkt man das Blut nicht, welches einem aus der Nase läuft, da wieder einmal Äderchen geplatzt sind. Man schaut an sich herab, angewidert von sich selber, und bemerkt immer mehr Fett an sich. Man denkt man quillt auf, denkt jetzt ist es endlich vorbei, hofft darauf zu sterben und doch irgendwie am Leben zu bleiben. Die Hände haben mittlerweile kleine Narben an den Knöcheln, die Lymphknoten sind geschwollen, als hätte man zwei Kugeln verschlungen. Das Leben zieht an einem vorbei, als wäre man nicht dabei. Ein immer wiederkehrender Kreislauf, dessen Ausweg nicht zu finden ist. Es ist schon längst Routine geworden, man fühlt sich, als seie man gar nicht "ich" selber. Es ist als stände man neben sich, betrachtet alles aus sicherer Entfernung, was da gerade eigentlich passiert. Bloß nicht zu nahe kommen. Man entfernt sich von sich selber und der Person die auf dem Boden liegt. Man ist nicht mehr eins. Eigentlich weiß ich gar nicht was ich bin und was nicht. Ich fühle mich, als sei ich im Besitz eines anderen Menschen, der mir sagt ich sei, fett, schlecht, hässlich, nutzlos. Er misshandelt mich und ich lasse es zu, da ich denke, er sei ich und wir gehören zusammen. ich kann nicht ohne ihn und er nicht ohne mich. wir ergänzen uns, da wir Jahrelang zweit hatten uns zu verbünden, Freunde zu werden, als keiner da war. Er half mir immer wenn ich ihn brauchte und im Gegenzug werde ich bestraft, wenn ich falsches tue, wie z.B essen, lügen oder jemanden verletzen. Klingt schizophren, aber das ist es nicht. Dieser jemand ist einfach die Krankheit, die Jahrelang mein heimlicher Freund darstellt, ich gefangen in ihm. Dies hat natürlich Folgen. Freunde beschweren sich warum man sich nicht mehr so oft meldet. Man hat zu tun, man muss lernen, es tut einem Leid. Man will sie nicht verlieren, weiß jedoch, dass man es damit tut. Nachdem man sich aufraffen kann, wäscht man Hände, Gesicht und manchmal, wenn man die Kraft hat den ganzen Körper. Die Toilette spült zwei, drei Mal damit auch alle Reste runter gehen, Toilette putzen. Fenster auf. Ins Bett fallen. Hoffen, dass der Gestank vergeht. Man versucht etwas zu lernen, man muss doch die deutsch Lektüre noch lesen. Man liest und vergisst alles sofort. Das Hirn ist erschöpft, das Herz schlägt langsam und unregelmäßig. Man schläft ein, träumt von der nächsten FA. Mama kommt rein, fragt wie es einem geht, man antwortet " ich fühle mich noch etwas schlapp und mir ist schlecht, aber es scheint schon etwas besser zu sein." Sie streichelt dein Haar, will bei dir bleiben, aber du, du willst es nicht, du wirst regelrecht aggressiv, verstößt all die, die dich lieben, willst etwas sagen, kannst es aber nicht. Du wendest dich ab von ihr, sagst " ich schlafe jetzt weiter." Sie antwortet, traurig und hilflos " wenn etwas ist, sag bescheid." Für jeden weiteren Satz hasst du sie mehr und mehr. Du weißt nicht warum, es über kommt dich einfach. Diese Aggressionen machen dich verrückt, aber du hast sie unter Kontrolle. Die Tage vergehen, dein Entschuldigungszettel füllt sich. In der Schule sagst du, du seist krank gewesen. Setzt dein schönstes Lächeln auf, alberst rum. So kennen dich alle, fröhlich, selten traurig, immer überall dabei, lebensfroh. Die, die allen zuhört wenn es Probleme gibt. Ab und zu erzählst du deinen Freundinnen, dass es dir momentan vielleicht nicht so gut geht, du allerdings alles im Griff hast und sie sich nicht um dich sorgen müssen. Man Kotz halt ab und zu mal, was ist da schon bei. Was sie nicht wissen ist, dass dieses ab und zu mal Kotzen meistens mit einem langen Prozess in Verbindung steht. Die "Cocktail-Phase" war nur eine Phase, das hab ich im Griff mittlerweile, es kommt nur selten mal vor, dass ich so verzweifle, dass ich zu vielen Tabletten greife. Was bleibt ist das Erbrechen. Mein Gewicht ist auch wieder runter gegangen, zwar noch nicht so wie es sein soll, aber etwas besser. Das macht das Ganze etwas leichter. Dann wären da noch die Typen, die dich benutzen wie eine Hure, manchmal, vielleicht zu oft, lass ich mich drauf ein, um es hinterher zu bereuen und mich noch ein Stückchen weiter zu hassen. Mittlerweile habe ich die tollsten Freunde aller Zeiten gefunden. Sie sind da wenn man sie braucht, das habe ich direkt gemerkt. Sie wissen manchmal mehr als ich denke, z.B wussten sie fast von Anfang an, dass ich in einer Klinik war, was mich auch jetzt noch etwas verwundert. Über meinen Ex bin ich hinweg, die Zeit mit ihm, war wenn ich ehrlich bin, gar nicht so scheiße, ich hab es genossen solange ich konnte, auch wenn ich hinterher feststellen musste, dass er mich nur verarscht hat.

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